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Bernhards Auseinandersetzung mit dem Sujet Landschaft stellt seine erste künstlerisch selbstständige Phase als Absolvent (mit Auszeichnung) der Kunstakademie dar.
In diesem Thema manifestiert sich auch seine bewußt getroffene Künstlerentscheidung: seine Verbindung von gestisch dominierter Expression (und der Position Abstraktion) mit der Tradition der Moderne und ihren (figurativen) Sujets.
Der Künstler faßt die Moderne jedoch nicht retrospektivistisch auf – er wird zum zeitgenössischen Maler der Moderne in dem Sinne, als das die Moderne die Klassik unter der Prämisse künstlerisch-neu authentisch-individuellen Bewußtseins weiterentwickelte.
Er versteht die Moderne somit nicht als ästhetisch oder formal voraussetzende Form, sondern als individuell unabhängige Malhaltung.
Als situativ überproportional sensibilisierter Portraitist übernahm er die impressionistische Prämisse der notwendigen Vereinigung von Malakt, Ort und künstlerischem Moment –
Seine Gewohnheit, daß die Hand, daß die malerische Geste – direkt dem aktuellen, momentan je diversen Seheindruck, folgt, war selbst mit der impressionistischen Prädominanz der verbindlichen Vereinigung von Kunsterlebnis, ihrem Ort und dem Malakt schwer in Einklang zu bringen.
In der überspitzten Auslegung dieser Prämisse der Moderne entwickelte Bernhard ein malerisch-klassisches Malkonzept, daß die momentane Authentizität, die unverwechselbare situative Qualität des Naturerlebens formal und künstlerisch abbildet.
Gleichzeitig widersetzte sich der Künstler mit seiner Auffassung des Paysage Intime dem Zeitgeist des schnellen Verstehen und Erklärbarsein-Wollens, der auch die Kunst einnahm (und nimmt).
Seine Paysage-Arbeiten setz(t)en der diesem Zeitgeist geschuldeten Veroberflächlichung von Kunst eine situativ einzigartige, komplex anspruchsvolle Kunst entgegen.
Immer wiederkehrendes Motiv innerhalb der Sujets Paysage und Urban ist die Frage nach Ästhetik, Ästhetisierung oder ihrer Verweigerung.
Dies tritt besonders evident hervor in den urbanen Stadtlandschaften. Die Orte thematisieren unvermittelt das Thema Hässlichkeit, ohne sich an der photographisch geprägten Industrie-Ästhetik anzulehnen. Die Anschnitte, Ausschnitte und Bildzentren tragen in ungewöhnlicher Weise einer vergänglichen Situation Rechnung. Wie auch im Portrait betont der Maler die situative Flüchtigkeit mit der malerisch unmittelbaren Geste, die Teilweise gar im Ansatz abgebrochen, eine flüchtige Beobachtung teil-abbildend, nur eine an der Bildoberfläche aufgerauhte Spur, unerklärend, hinterläßt.
In dieser Weise begegnet der Bildbetrachter der Künstlerfrage nach der letztendlichen Existenz, Relevanz und Intention der Position „Abstraktion“ in neu aufgefaßt malerischer Weise:
Der Künstler opponiert in diesen Arbeiten einer Maler- und Kunstbetrachterposition, nach der Abstraktion rein intuitiv Nicht-Visuelles abbildend referenziell unabhängig oder gar rein-gestisch beliebig sei.
Er weist die Annäherung an Abstraktion zum einen als situativ-hyperrealistischen Ausdruck von Flüchtigkeit auf, er begreift die Abstraktion als poetische Unschärfe, zeigt Abstraktion als malerischen Aspekt, der evident wird in nichtabbildungsfähig-visuellem Seherleben, in nichtverstehbarem oder nicht erinnerbar fragmentiertem Erleben.
Er weist die Annäherung an Abstraktion zum anderen auch als fragmentierte Annäherung an situativen Realismus aus, wobei die klassische Gewichtung oder Verinhaltlichung des realen Bildraumes in je abstrahierte oder völlig abstrakte Malaufgaben zerfallen, die eine je andere malerisch-gestische Lösung – im Sinne eines abstrakt-malerischen Verständnisses von Malerei – verlangen.
Realismus wird in Bernhards Arbeiten somit zur künstlerischen Form, die in Abhängigkeit einer gestisch-abstrakt-freien Annäherung an inhaltsverweigernd-fragmentiertes visuelles Erleben geschehen kann, aber nicht muß.
Aus Bernhards Verweigerung einer ästhetisch voraussetzenden Kunstauffassung resultieren im Paysage und in den Urban-Themen eine ganz eigene malerisch-situative Ästhetik, die bei vielen seiner Sammler einen besonderen Stellenwert einnimmt.
Bernhard verwendet die fragmentarische Aufsplittung von Malmomenten, die er als technische Vorgehensweise im Paysage entwickelte, in figurativen Arbeiten zwischen 2008 und 2014.
Der Maler experimentiert mit der gezielten Lenkung des Betrachterblickes. Die Malerperspektive wird zum Instrument. Bernhard nimmt spezifisch perspektivische Motivaufschlüsselungen in Einzelfragmenten vor, führt die Blickrichtung durch die so gewerteten Erzählteile. Bildthemen, die bildsprachlich im großen Bild zu Hintergrund oder Beiläufigem würden; sie werden zu prinzipalen Einzelthemen.
Wichtige Arbeiten dieser Zeit sind der Sechsteiler
Olympia at Home Office, einer Hommage an die große kunstgeschichtliche Serie, der Mayas“ und „Olympias,
die vierteilige Bearbeitung des Orpheus-Mythos mit dem Titel Orpheus turn round
und die dreiteilige Staatsgalerie-Serie,
die in Kooperation mit dem Museum 2009 entstand. In dieser Serie von Diptychen thematisiert der Künstler Portrait und Urban-Landschaft in formal gleichwertiger Gewichtung und belegt so die bedingliche Einheit von Ort, Zeit und Malakt für die Portraitmalerei der Kunst.
2014 folgt eine ganz neue Beschäftigung, für die der Maler seine Technik umstellen, neu entwickeln wird. Er beginnt mit Standbildern in Eins zu Eins Übertragung und experimentiert mit dem damit in Verbindung stehenden, alten malerischen Problem der klassischen Bildenden Kunst, der Auflösung von Perspektive im Großformat.
Für die Standbilder (ab 2014) arbeitet sich Bernhard in´s Erdfarbregister ein und trainiert an einer veränderten chromatischen Bildkonzeption, die der klassischen Tonmaltechnik nachempfunden ist.
Seine Malerei verschiebt sich von seiner gestisch dominierten, aquarellistisch inspirierten Tempera-Lichtmalerei zu einer tonal tiefer angelegten tonmalerisch nuanzierten, deckenderen Temperatechnik, die der inhaltlichen Ausformulierung der Malidee so mehr Spielraum, gibt.
Der seiner Kunst inneliegende Konflikt, die Bildidee nicht konzeptionell zu begreifen, sondern sowohl dem gestisch freien als auch dem chromatisch-interaktiven Malprozess unterzuordnen – das Bild im Sinne der Moderne als gestalterisch handelndes Individuum zu begreifen, dem der Maler assistiert, wird zur wichtigen künstlerischen Aufgabe des Malers.
Er beginnt mit der Bearbeitungen klassischer Themen, wobei Bernhard diese nicht als kunstgeschichtliche Kommentierung, sondern als epochal übergeordnet, thematisch universell und in diesem Sinne kontemporär und modern auffaßt.
Die Frau mit Speer Serie (Athena Serie) thematisiert ein archaisch modernes Frauenbild, daß die Frau nicht im (hier) modernen Sinne der Gleichstellung oder -wertigkeit thematisiert, sondern diese als explizit anders, kompetitiv ebenbürtig – oder stärker – begreift.
In der Standbildserie zeigt er ein Frauenbild, daß sich: „(…) nicht vergleichend mit dem Bild Mann relativieren möchte, nicht gleich werden - was ja in gewisser Hinsicht als Eingeständnis eines Mangels gewertet werden könnte - sie möchte vielmehr - sie versteht sich vielmehr als ganz anders und empfindet sich darin bereichert, ist sozial nicht geschlechter-kompetitiv aufgestellt, jedoch entscheidungsautark und kampfbereit in der Durchsetzung ihrer Entscheidung.“
(Katalog "Frau mit Speer (Athena Serie) – Hommage an den archaisch-mythisch-präemanzipatorischen Frauenmythos, der nie gleich sein will; ebenbürtig ist oder überlegen" (2019))
Bernhard entgegnet dem Frauenbild des Kontemporären, das zunehmend (wieder) veroberflächlicht aufgefaßt wird und stellt Frau-Sein als Haltung dar, die in ihrer selbstreferenziellen Qualität bereichernd ausreichend ist; abseitig von Erwartungshaltungen, Phantasien oder Wettbewerb innerhalb eines männlich geprägten Kulturbegriffes – oder eines weiblichen Kulturbegriffes, der sich als Reaktion oder Provokation in Bezug auf diesen versteht.
Es muß heute in Erinnerung gebracht werden, daß der Maler einer der wenigen originären Künstler war, der alle handwerklichen, inhaltlichen, künstlerischen Prozesse in sich vereinigte. Er benötigte keine Mitwirker, wie ein Komponist etwa Musiker oder Sänger instrumentell bedurfte, damit sein Werk aus dem Ideellen heraustretend sichtbar werden konnte. Der Maler war künstlerisch autark wie sonst nur der Dichter, der nur einen Bleistift braucht, den er selbst und alleine bedienen kann. Diese immens personalisierte künstlerische Kraft, die die Bildende Kunst, die Malerei, auszeichnet, wird in der Eigenverantwortlichkeit der Modernen Künstler, als sie sich der Abhängigkeit des Mäzenentums entziehen, potenziert und prägt unser Verständnis von Freier, Bildender Kunst, vom Künstlerbild selbst; führt es zurück auf das archaische Bild des der Gesellschaft abgesonderten, selbstreflektiv agierenden orpheischen Sonderlings.
Dieser Umstand ist von besonderer Bedeutung im Medium Portrait.
Daß in unserer Zeit ein zwar handwerklich Ausgeführter, jedoch trotzdem schlicht oberflächlicher Kopiervorgang einer Photographie, welche zudem ein anderer Künstler oder gar das vollautomatische Programm einer Maschine geknipst hat, als Klassifikation die gleiche Benennung erfährt wie die echte Portraitmalerei der Kunst scheint ein Witz, aber es ist so.
Deshalb ist es trauriger Weise notwendig, das ein Maler darauf hinweist, daß er ein Portrait selbst malte und den Portraitierten dabei getroffen, gesehen, gerochen, gesprochen und ihn durch sich selbst hindurch in sein Bild hineinreflektiert hat.
Das Portrait bezeichnet die ausschnitthafte Darstellung des Gesichtes einer Person oder die Teilfigurdarstellung einer Person, bei der die künstlerische Aufmerksamkeit der Individualität des Portraitierten gilt; diese die individuelle Persönlichkeit des Portraitierten spiegelt.
Das Portrait entsteht in einer spezifischen Situation, in der sich die Bedingungen der Portraitmalerei vereinigen: Begegnung und Malakt, Ort und Zeit. Die Mal-Situation veranlaßt und ermöglicht kunstabbildende Begegnung von Portraitiertem und Künstler.
Die Begegnung, ihre situative Qualität, bedingt den künstlerischen Prozess, in dem der Künstler Medium wird und formal abbildend funktionalisiert agiert.
Dies ist die klassische Portraitist-Modell-Situation der Bildenden Kunst, der sich Bernhard Karlowitz als Maler verpflichtet fühlt.
Er ist einer der sehr wenigen Bildenden Künstler, die in dieser jahrtausendalten Tradition stehen und sie weiterentwickeln ohne sie zu entfremden. Der Portraitierte kann in seiner künstlerischen Besetzung dabei verbeiläufigt aufgefaßt werden, wie Bernhard das ausdrückt, oder in der Begegnung fokussiert.
Bernhards besondere Sensibilität für den situativen Aspekt, für die entstehende Intimität der Begegnung und sein Anspruch, technische Übertragungsformen dieser Erfahrung in seiner Portraitmalerei abzubilden, hierfür neue technische Verfahrensweisen der Temperamalerei experimentell zu entwickeln, veranlaßte Prof. Rolf Lobeck zu dem Zitat, daß sich auf der Seite „Start“ findet.
Das rein Hierarchie versinnbildlichende, den Portraitierten hierarchisch-funktionalisiert darstellende Portrait, so wie es über weite Teile der Kunstgeschichte politisch-gesellschaftlich aus der Kunst entfremdet wurde; wie es gar die Definition des Portraits neubehaupten wollte, es widerspricht Bernhards Verpflichtung für die Moderne, es findet in Bernhards Malerei nicht statt.
Als gereifte Künstlerpersönlichkeit vertritt Bernhard das Portrait als die Kunst prägendes Motiv der Individualisierung, medial entzeitlichend dokumentierte Würdigung vor der Gesellschaft. Der Schritt der Moderne, hierarchische Instrumentalisierung abzulehnen, wurde von Künstlern der Folgegenerationen zwar wieder zurückgenommen, ist für Bernhards Kunst jedoch verbindlich. Diese künstlerische Haltung bildet sich in vielen seiner Kunstprojekte und Publikationen ab.
>> Mythische Überlieferungen oder Legenden beschreiben die Entstehung des Portraits als ur-künstlerischen Ausdruck zwischenmenschlicher Faszination, des Bewahrenwollens von Intimität oder Wertschätzung.
Es repräsentiert als Kunstform den Wunsch, die besondere, wertvolle Individualität einer Person über das zeitliche hinaus zu würdigen.
Die Kraft des Portraits wurde schon in der Antike durch die institutionalisierte Gesellschaft erkannt und dann entfremdet, instrumentalisiert… bishin zum Verbot der ursprünglich künstlerischen `Form Portrait´ im religiösen Fundamentalismus.
In der Sache handelt es sich um die Veränderung des initiatorischen Impulses der Zwischenmenschlichkeit und individuell empfundener Gefühlstiefe zur proklamatischen Zielsetzung der instiutionalisierten Hierarchiegesellschaft. <<
>> Schon die Künstler, die die Moderne vorwegnahmen, Goya, Rembrandt, Velasquez, und dann eben die Künstler der Moderne selbst, sie malten Portraits in der Rückbesinnung auf das ur-künstlerisch-initiatorische Wesen des Portraits und rebellierten durch ihr Werk gegen die hierarchie-dogmatisierte Formentfremdung von Kunst.
Das hat natürlich auch viel mit der Wiederentdeckung der Antike(n Aufklärung) und der Ernüchterung aus religiösem Denkfaschismus zu tun.
Künstler der Moderne malen ihre Freunde, eine faszinierende Person, Intellektuelle, Menschen, die sie bewundern – oder sie würdigen den Alltag und die Lebensrealität im Portrait `einfacher´ Menschen – welche jedoch wirklich als Individuen aufgefaßt werden und nicht funktionalisiert wie etwa in sozialistischen Arbeiterbildern und auch nicht so wie in kapitalistischer `Fashion-People-Kunst´. <<
>> Künstler hätten diese Rückbesinnung der Moderne auf die künstlerische Intention und Verpflichtung bewahren müssen, sie haben jedoch im Zeitalter des Viel-Geld-Verdienens und der Kommerzialisierung von Kunst des 20ten Jahrhunderts dabei mitgemacht, das Portrait wieder als reines Statussymbol in Ämtern und für offizielle Würdigungen mißbrauchen zu lassen.
Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, daß diese Künstler damit das Ansehen, daß die großen Künstler mit ihren Lebensopfern und ihrer Lebensarbeit generierten, verscherbelten und die Moderne als Haltung rückentwickelten. <<
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